Mein Camino francés 230410 – Pilgern auf dem Jakobusweg
Donnerstag, 22. Juli 2010
39. Tag 01.06.10 in Muxía und Rückfahrt nach Santiago/Madrid und Los Alcázares
Am nächsten Morgen gehen wir noch einmal zum Strand. Denn jetzt kommt die Sonne vom Osten. Auch wieder beeindruckende Bilder, die ich zu sehen bekomme. Wir haben unsere Wanderschuhe an und steigen jetzt noch ein wenig herum. Wir schauen von oben auf den Ort und auf den Hafen. Es ist herrlich. Am späten Vormittag setzen wir uns in eine Bar, essen und trinken etwas. Ich kaufe in einem Supermarkt einen galicischen Käse. Nun warten wir auf den Bus, der uns um 14 Uhr nach Santiago zurück bringen wird. Ursula fährt mit zur Herberge San Lazaró, da sie dort eine Mitpilgerin treffen will. Ich hole dort meine deponierten Sachen ab und packe es in den Rucksack, der nun mächtig an Gewicht zulegt. Ich muss ihn aber nicht mehr weit tragen. Dann fahre ich noch einmal ins Zentrum, deponiere meinen Rucksack in der Nähe des Pilgerbüros und feiere noch einen Gottesdienst und 18 Uhr in der Kathedrale mit. Ich stehe diesmal günstig im Querschiff und kann den ganzen Vorgang mit dem Botafumeiro beobachten und fotografieren. Nach dem Gottesdienst esse ich noch etwas für die Nacht, treffe noch einen jungen Pilger aus Deutschland mit dem ich mich längere Zeit unterhalte um seine Eindrücke zu erfahren und mache mich dann auf den Weg zum Busbahnhof. Um 21.30 Uhr fährt der Bus Richtung La Couñia und auf der Rückfahrt fährt der Bus über weite Strecken des Caminos. Von O Cebreiro, über Villafranca del Bierzo, Ponferrade und Astorga. Erst hier fährt der Bus Richtung Süden. Um 5.30 sind wir in Madrid und um 8 Uhr besteige ich den Bus, der mich am 40. Tag, den 2.6.2010 um kurz nach 15 Uhr in Los Alcázares, meiner 2. Heimat, absetzte. Stephan holte mich mit dem Auto ab, so dass ich nur wenig später wieder bei meiner Frau Silvia bin, die mich freudig erwartete. Ich danke Gott und dem heiligen Jakobus, dass ich diese Ziele erreichen durfte und freue mich auf einen neuen Camino.
38. Tag 31.05.10 von Finisterre nach Muxía (27,3 km)
Heute erfolgt die letzte Etappe meines Pilgerweges. Um 7 Uhr bin ich bereits unterwegs. Die Berge liegen noch im Nebel. Unterwegs mache ich eine Pause und frühstücke. Es gibt hier keine Bars. Es geht rauf und runter, durch Eukalyptuswälder und an Straßen entlang, aber immer parallel zum Atlantik. In Lires lasse ich mir in einer Pension einen Stempel geben, zum Nachweis, dass ich hier hergegangen bin. Ich lerne Ursula aus der Schweiz kennen. Wir über queren einen Fluss, dessen Wasserstand so hoch ist, dass wir die Schuhe ausziehen müssen. Dieses Vorhaben ist nicht ungefährlich. Doch wir meistern dieses, lassen die Füße von der Sonne trocknen uns ziehen weiter. Ursula läuft für mich wieder zu schnell, also geht sie vor. Dann wird es auf einmal kühl. Ich sehe, wie vom Meer Wolken vom Wind in den Wald geblasen werden. Auf der einen Seite ist es neblig und auf der anderen Seite blauer Himmel. Nach einigen Abkürzungen erreiche ich wenig später Muxía und gehe zur Herberge. Auch hier wird wieder deutsch gesprochen. Ich bekomme meine Urkunde. Ich dusche mich, wasche aber keine Wäsche mehr, denn in 2 Tagen bin ich in Los Alcázares, also zu Hause. Ich gehe mit Ursula in den Ort und wir gehen zur Küste, zur Kirche und zum Leuchtturm. Es ist einfach sagenhaft, was ich hier zu sehen bekommen. Ich kann es nicht beschreiben. Anmutende Felsformationen, in denen sich die Wellen brechen. Immer wieder aufschäumende Gischt. Hier kaufe ich in einem kleinen Shop ein Duftsäckchen für Silvia. Ich bin begeistert. Abends essen wir mit einem weiteren Pilgerer unser letztes Pilgermenü. Zum Hauptgericht gab es frittierte Sardinen mit Kartoffeln. Vor mir an der Wand stand: Muxía fin de camino = Muxía Ende des Weges. Der Weg geht jedoch weiter. Es ist mein Lebensweg, den ich alleine gehen muss aber nicht alleine. Ich habe es immer wieder erlebt: Man ist nicht alleine sonder leibe Menschen sind um uns herum. Wenn ich die Schuhe aus hatte und mich überholten Pilger, wurde ich immer gefragt, ob alles in Ordnung ist? Wenn ich nein gesagt hätte, hätten die für mich das Problem gelöst. So darf es nicht nur auf dem Camino sein, ich muss diese Nähe den Menschen bringen.
37. Tag 30.05.10 in Finisterre
Am anderen Morgen gehe ich durch den Ort. Es ist sehr nebelig und die Wolken hängen sehr tief. In einem Restaurant sehe ich Markus, mit dem ich weite Strecken des Caminos gegangen bin. Er ruft über Handy Doris, Gabi und Martina. Es ist ein herzliches Wiedersehen. Weiter hin sind Achim und Hannelore bei ihm. Sie alle sind allerdings mit dem Auto nach Finisterre gekommen. Wenig später gehe ich zum Strand, um Jakobsmuscheln für die Enkelkinder zu suchen. Ich finde herrliche große Exemplare und nehme für jeden 4 Stück mit; noch muss ich die alle tragen! Da die Sonne an einigen Stellen durchbricht, hoffe ich auf einen besseren Sonnenuntergang. Aber die Wolken in den Bergen lassen auch am Faro nicht den grandiosen Sonnenuntergang erwarten. Dennoch mach ich herrliche Aufnahmen von der untergehenden Sonne. Das versinken im Meer werde ich auch heute nicht sehen und deshalb warte ich nicht bis nach 22 Uhr. Ich nehme mir hier eine Auszeit und lasse das Ganze auf mich wirken. Es ist einfach herrlich. Es ist einfach schön. In der Herberge esse ich noch einen Salat bevor ich schlafen gehe.
36. Tag 29.05.10 von Olveiroa nach Finisterre (31,1 km)
Morgens früh, so kurz nach 6 Uhr, gehe ich rüber zur Küche, die in einem anderen Gebäude untergebracht ist, und mache mir einen Tee. Hier komme ich noch mit einem Franzosen zusammen, mit dem ich schon im ersten Drittel des Caminos in einer Pfarrherberge geschlafen habe. Wir gehen gemeinsam auf den Weg. Der Weg führt zwischen einem Energiepark hoch auf den Bergen und einem Fluss in der Tiefe entlang. 2-mal wäre ich falsch gelaufen, wenn mich Einwohner nicht darauf aufmerksam gemacht hätten. Ich frühstücke zum 2. Mal in einer Bar. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen und es tat gut eine Pause einzulegen. Außerdem war es sehr nebelig. Der Weg führte zunächst an der Hauptstraße entlang. Dann kam die Wahlmöglichkeit: Erst nach Muxía und dann nach Finisterre oder umgekehrt. Um nach Finisterre zu kommen musste ich in Richtung Cée gehen. An dieser Kreuzung waren es genau 10 km bis Cée. Da es neblig war ging ich die Straße und nicht den Pilgerweg in der Natur; hätte auch nicht viel sehen können. Zu dieser frühen Stunde war auf dieser Strecke nicht viel Verkehr. Hier konnte ich aber nach den km-Steinen Pausen einlegen; alle 3 bis 3 ½ km. In Cée fand ich einen großen Supermarkt kaufte Sojamilch, Erdbeeren, Orangensaft und Käse sowie Brot ein. In einem Park verdrücke ich die Erdbeeren und trank die Sojamilch. Hier gab es den ersten Kontakt mit dem Atlantik, der hier weit ins Hinterland eingedrungen ist. Ich musste auf die andere Seite dieses Einschnittes, verlor dann den Pilgerweg und ging direkt neben der Straße. Der Anstieg war hier gewaltig, für Autos nicht so sehr aber für mich und meinen Füßen. Doch dann fand ich den Camino wieder, bekam wieder herrliche Landschaften und das Meer zu sehen. Das Klima ist wegen des Golfstromes hier besonders mild. Alles was blühen kann, blüht. Ich sehe einen ganzen Berg, der nur mit Farnkraut bewachsen ist. Dann bekomme ich ein großes Schild von der Region Finisterra zu sehen. Ich muss aber noch 7 km laufen. Schließlich komme ich zum Sandstrand und kann weit aufs Meer schauen. Im Hintergrund ist bereits Finisterre und der Berg mit dem Leuchtturm; das Ende der Welt. Ich mache noch eine Pause und finde nach einigen 100 m die Herberge, in der ich meine Urkunde, die Finisterra, bekomme und erhalte eine Aufstellung mit privaten Herbergen, in der ich 2 Nächte übernachten kann. Abends laufe ich zum Faro, dem Leuchtturm, das Ende der Welt um den Sonnenuntergang gegen 22 Uhr zu erleben. Doch es ist zu viel Dunst über dem Meer, so dass der klassische Sonnenuntergang sich nicht darstellt. Dafür kann ich andere herrliche Konstellationen miterleben. Hier oben kann man die Kleidung verbrennen, die man nicht mehr braucht. Das ist guter Brauch, da nach dem Camino ein neues Leben beginnen soll. Ich setze mich auf einen Felsbrocken und lausche dem Meer, wo sich die Wellen an den Felsen brechen und schaue auf die herrliche Vegetation. Ich bin beeindruckt und gehe mit zwei Pilgerinnen zurück zur Herberge. Es ist bereits sehr spät.
35. Tag 28.05.10 von Negreira nach Olveiroa (32,3 km)
Nach meinem Obstfrühstück am Morgen mache ich mich wieder auf den Weg. Es ist wieder sehr nebelig. Dennoch schaue ich mir einiges in diesem kleinen Ort an. Ein Denkmal beeindruckt mich. Es muss von 2 Seiten angeschaut werden, um es zu verstehen. Auf der einen Seite ist Mutter mit einem Kind auf dem Arm und einem zweiten, etwas größeren Jungen, der durch ein Loch eines als Trennung dienenden hohen Steins in die Tasche des davorstehenden Vaters greift. Na, so kann man auch an Gegenstände kommen. Ich gehe weiter durch einen Eukalyptuswald, der noch voll im Nebel ist. Die Markierungen sind hier ein wenig unübersichtlich. Obwohl wir doch nicht weit vom Atlantik sind, muss ich doch ständig mehrere 100 Höhenmeter überwinden. Es sind nicht sehr viele Pilger auf diesem Weg. Hier treffe ich Arne in einer Bar wieder, der unverändert am Rauchen ist. Er geht sehr schnell. Wenig später lerne ich in einer anderen Bar Stefan aus Deutschland und Vivien aus Irland kennen. Mit ihnen laufe ich weite Strecken bis ich eine Pause machen muss. Ich treffe sie Puente Olveiroa in einer Bar wieder. Es ist sehr heiß. Da wir kurz vor unserem Ziel sind, erfrischen wir uns mit Bier. Kurz nach 18 Uhr erreichen wir die etwa einen km weiter liegende Herberge. Wir bekommen noch ein Notbett. Meins ist eine Matratze von 2m x 1,40, also zum schlafen eine angenehme Größe. Duschen und Toiletten sind jedoch in einem anderen Gebäude. Ich esse mit Stefan und Arne sowie 2 österreichischen Pilgern das Pilgermenü in einem in der Nähe befindlichen Restaurant und gehe wenig später schlafen. Nachts fängt es an zu regnen. Ich muss auf die Toiletten in dem anderen Gebäude. Da muss ich über meinen Schlafanzug noch eine Jacke anziehen. Aber es ist nicht kalt, so dass man dieses ab kann.
34. Tag 27.05.10 von Santiago nach Negreira (23,8 km)
Nach einem Tag Pause in Santiago machte ich mich nun morgen wieder früh auf den Weg. Die Sachen, die ich in den nächsten Tagen nicht benötigte, habe ich in der Herberge deponiert. Somit war mein Gepäck ein wenig leichter. Ich fuhr mit dem Bus, der direkt vor der Herberge eine Haltestelle hat, ins Zentrum, lief zur Kathedrale und fand dort den Pilgerweg wieder, der mich jetzt führen sollte. Ziel ist Negreira. Es ging durch einige Grünanlagen und dann an einem Bach entlang, an dem alte Backsteinhäuser standen. Der Weg führte zu einer Anhöhe, von wo aus man einen herrlichen Blick auf Santiago hat, vorausgesetzt es gibt keinen Nebel. Es hatte in der Nacht geregnet, so dass sich der Nebel bilden konnte. Ich konnte nur Schemenhaft die Kathedrale sehen. Die Sonne war um diese Zeit noch nicht stark genug um den Nebel aufzulösen. Ich setzte meine Praxis weiter fort, in dem ich regelmäßig Pausen einlegte und den Füssen frische Luft gab. Der Weg führte durch kleine Ortschaften und Weiher, aber immer nur herrliche Natur. Dementsprechend gibt es auch nur wenige Bars, in denen gegessen oder getrunken werden kann. Das Essen muss schon mitgenommen werden. Mittags finde ich jedoch eine Bar und esse ein Bocadello mit Käse. Dazu trinke ich ein Bier. Das tut gut, denn es war recht warm geworden. Ich komme über eine Brücke in Maceira und finde in einem Garten einen herrlichen Kalla-Busch blühen. Ein herrlicher Anblick. Inzwischen sind dunkle Wolken am Himmel. Nur wenige 100 m vor der privaten Herberge in Negreira fängt es plötzlich wie aus Eimern zu regnen an. Schnell den Poncho über und nach einer zusätzlichen Unterstellmöglichkeit geschaut. Dann erreiche ich die Herberge, in der auch deutsch gesprochen wird. Das ist recht angenehm. Von den 16 Betten, die recht großzügig aufgestellt sind, werden in dieser Nacht nur 4 belegt. Nach dem Duschen und einer Stunde schlafen gehe ich in den Ort und kaufe Lebensmittel für das Abendessen und den morgigen Tag ein. Es gibt Nudeln mit Tomatensauce. Ich unterhalte mich lange mit einer Mitarbeiterin der Herberge über gesunde Ernährung tausche die E-Mail-Adressen aus und gehe schlafen.
33. Tag 26.05.10 in Santiago
Ich stand gemütlich auf und frühstückte mein Obst und aß den Rest meines Brotes. Dann ging ich zum Busbahnhof und kaufte meine Karten für die Rückreise nach Los Alcázares. Ich entschied mich für den 1.6.2010 um 21.30. Dann ging ich zum Touristenbüro und ließ mir den Weg nach Finisterre erklären, bekam Informationen über die Rückfahrt von Muxía nach Santiago und teilte meine weiteren Tage ein. 27./28./29.05 nach Finisterre. Sonntag, am 30.5. Ruhetag in Finisterre und am 31.05. nach Muxía. Am 1.6. Nachmittags mit dem Bus zurück nach Santiago. Dann wollte ich aus der Herberge „San Lazaró“ meine dort deponierten Sachen abholen. Ich feierte an diesem Tag um 12 Uhr die Pilgermesse mit, die vom Erzbischof zelebriert wurde. Ich nahm die hl. Messen auch zu Anlass, nach ankommenden mir bekannten Pilgern zu schauen. Hier traf ich die Italienerin, Peter und Iris wieder. Doch Hans aus Österreich und aus Ulm, Rosmarie und Michaela, Maik und Indra, Achim und Matze, Markus, Doris, Martina und Gabi, sah nicht hier nicht mehr. Mit allen stehe ich E-Mail-mäßig in Verbindung Das eine oder andere nette Gesicht, was ich irgendwo auf dem Camino gesehen habe, fand ich wieder. Ich war glücklich. Für große Stadtbesichtigungen taten mir einfach die Füße zu weh. Ich kaufte Andenken für die Kinder und fand tolle Kreuze. In einem Internetcafe stelle ich weitere Infos in meinen Blog ein. Ich kaufte für den Abend Lebensmittel ein, die ich in der Herberge mit einer Mutter und ihrer erwachsenen Tochter verzehrte. Dann legte ich mich schlafen.
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